Freitag, 11. Januar 2013

Und immer an den Owner denken - CBS greift bei Cnet durch


Klassischer Fall von Interessenskonflikt: Eine HDTV Settop-Box mit Werbeblocker schien der Redaktion der renommierten US-Webseite cnet.com eindeutig preisverdächtig. Doch am Mittwoch abend wurde der Dish Hopper with Sling (hier gehts zum Test von cnet) von der Liste der Nominierten für "Best of CES" wieder entfernt. Cnet-Mehrheitseigner CBS hatte zuvor bei der Redaktion interveniert und darauf hingewiesen, dass CBS derzeit gerichtlich gegen das den Festplattenrecorder vorgeht. 

Besonders peinlich für die Redaktion: Die Nominierung wurde zuvor per Twitter öffentlich gemacht, wie die US-Blogs buzzfeed und businesswire übereinstimmend berichten.

Der Dish Hopper with Sling nimmt alle Fernsehkananäle gleichzeitig und kontinuierlich auf und erlaubt so den Zuschauern das werbefreie Fernsehen - live wie aufgenommen, zu Hause wie mobil auf Smartphone oder Tablet.

Die Furcht von CBS vor Technologie zum werbefreien Fernsehen ist nachvollziehbar, schließlich finanzieren sich die TV-Networks (ebenso wie die meisten Publishing Webseiten) durch Werbung. Dennoch ist hier eine Grenze überschritten worden. Denn die meisten Technologien und Produkte über die Cnet berichtet, stehen in im engeren oder weiteren Sinne in Konkurrenz zum klassischen Fernsehen: Angefangen bei BluRay und DVD über Streaming-Anbieter wie Netflix bis hin zu letztlich jedem mobilen oder stationären PC, der längst vielfältige Unterhaltungsfunktionen erfüllt.

Schlimmer noch. Ein solcher Eingriff in die redaktionelle Unabhängigkeit torpediert die Integrität der Redaktion. Bei jedem weiteren Beitrag kann sich der User künftig eine Vielzahl an Fragen stellen?

  • Wurde wieder Einfluss ausgeübt?
  • War es diesmal der Anzeigenkunde?
  • Kann ich der Bewertung durch die Redaktion trauen?

Selbst wenn die Intervention von CBS ein Einzelfall bleibt, bleibt es nicht aus, dass einzelne Redakteure nicht unbeeindruckt bleiben. In Abwandlung des Helmut-Markwort-Credos aus der Focus Steinzeit "Und immer an den Leser denken" heißt es dann "Und immer an den Owner denken."  

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