Freitag, 16. Mai 2014

Ein interner Report der New York Times zeigt - das Digitalgeschäft krankt überall an denselben Problemen!


Das "Newsroom Innovation Team" der New York Times hatte sechs Monate Zeit, sich Gedanken über die digitale Strategie der Redaktion zu machen. Herausgekommen ist ein bemerkenswertes Dokument, das viele Probleme aufzeigt, die deutschen Online-Redakteuren wohl vertraut vorkommen müssten.  

Eigentlich war der Report nur für die interne Verwendung gedacht, tauchte jetzt aber im Web öffentlich zugänglich auf. Die Kollegen vom Nieman Journalism Lab haben das Dokument gründlich durchgearbeitet und in einem sehr ausführlichen und lesenswerten Artikel die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.

Die Highlights erinnern mich an Diskussionen, die ich in deutschen Redaktionen bereits seit fünf, teilweise zehn Jahren führe:


  • Die Bedeuting der Homepage schwindet.  Immer mehr Nutzer sehen die Homepage überhaupt nicht.
  • Haltbare Archiv-Inhalte können gleichberechtigt neben aktuellen Stücken großen Mehrwert für den Nutzer stiften
  • Aktuelle Beiträge sollten gegebenenfalls zu haltbaren Stücken umgearbeitet werden. (Beispiel: Die Erstrezension eines Broadway Musicals ist auch noch Jahre später für Leser interessant)
  • Viele Inhalte lassen sich neu zusammenstellen und bilden so neue wertvolle Bundles jenseits der Aktualität
  • Strukturierbare Inhalt sollten strukturiert vorgehalten werden (Rezeptdatenbanken etc.)
  • Nicht strukturierbare Informationen sollten durch Tags strukturiert werden 
  • undundund...
Ganz ehrlich: Diese Ideen führten meine Kollegen bei CHIP Online und ich erstmals ungefähr im Jahre 2003 um. Oldies but Goldies.  

Ich bin gespannt, ob es die NYT schafft, hier voran zu kommen.

Montag, 25. November 2013

Ein Kunde, 300% mehr Reichweite - und der beste Dankesbrief aller Zeiten

Jeden Tag bekomme ich bestimmt hundert Mails - diese hat mich ein wenig stolz gemacht.

"Was für dich wahrscheinlich nur irgend ein Workshop war, hat mein weiteres Berufsleben verändert. Danke dafür!"

Und das kam so.

Im Jahr 2010 hielt ich einen Workshop für die europäischen Online-Chefs der Verlagsgruppe IDG. Mit dabei war auch der damalige Head of Online des schwedischen Ablegers,  Robert Brännström. Er schrieb vor einigen Tagen:

"Ich hatte mir schon lange vorgenommen, dir ein paar Zeilen zu schreiben und dir zu danken. Dein Workshop gab mir eine strategische Richtung und die Tools, die mir meine weitere Karriere ermöglicht haben."

Wow!

Und weiter:

"Ich stellte fest, dass meine Rolle bei IDG Sweden, wo ich als Head of Online nicht für die Redaktionen der verschiedenen Marken verantwortlich war, es mir unmöglich machte, eine Content Strategie zu entwickeln und zu implementieren."

"Stattdessen nahm ich eine Stelle als Verlagsleiter Online beim größten Zeitschriftenverlag in Schweden an, wo ich die volle Verantwortung für die Online-Redaktion bekam."

"Hier konnte ich einige deiner Taktiken vom ersten Tag an anwenden und war damit extrem erfolgreich. Ich betreibe +10 Webseiten von Mode, Lifestyle, Deko, Erziehung bis hin zu Food. Wir erreichen 2 Mio Unique User pro Woche und sind damit heute das drittgrößte kommerzielle Angebot in Schweden."

Social-Media-Traffic um 700% gesteigert seit März  

"Vor allem das Food-Angebot erwies sich als perfekt für SEO-Taktiken und erst gestern habe ich mir den Fortschritt angeschaut. In 30 Monaten konnten wir die Reichweite dieser Webseite um den Faktor drei steigern."

  

"Social Media gehen wir inzwischen auf dieselbe strukturierte Art an und haben den Social-Traffic seit März um das Siebenfache gesteigert."

"Was also für dich wahrscheinlich nur irgend ein Workshop war, hat mein weiteres Berufsleben verändert. Danke dafür!"

Danke, Robert, für die sehr nette Mail.

"Methods to support online growth" lautete der Titel meines Vortrags, indem ich anhand von Analysen, die ich für IDG Deutschland durchgeführt hatte, einige bewährte Maßnahmen vorstellte.

Neugierig geworden?

Ich habe den Vortrag noch!

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Plöchinger: Acht Thesen zur Zukunft des Journalismus


Stefan Plöchinger, Chefredakteur von sueddeutsche.de, hat einen bemerkenswerten und höchst lesenswerten Beitrag geschrieben. Seine Acht Thesen zur Zukunft wurden ursprünglich für das Jahrbuch des Bundes der deutschen Zeitschriftenverleger geschrieben.  Jetzt hat sie Plöchinger auf seinen privaten Blog gestellt und so einem größeren Publikum zugänglich gemacht.
Ich teile einige seiner Thesen (Qualität, Vision, Strukturen), andere Punkte sehe ich wenigstens teilweise anders.
Zwei Kernsätze - nicht neu aber perfekt formuliert - habe ich mir für meine Beratungstätigkeit in Redaktionen mitgenommen:
"Eine starke Marke ist nur eine, die ihre Qualität kennt - also mindestens eine Sache besser macht als andere Marken. Diese Qualität muss sie kennen und herausstellen, sonst scheitert sie." 
"Wer aufhört, irgendwie auch Spiegel Online oder Bild.de machen zu wollen (bloß mit weniger Menschen), und beginnt, seine eigene Marktlücke auszufüllen, wird verstehen, wie er seine Redaktion und deren Alltag neu zu strukturieren hat."  

Montag, 25. Februar 2013

Wie Social Media Verlagen nutzt

Branchentreff in Hamburg. Die VDZ Akademie rief, viele folgten als die Social Media-Verantwortliche von Verlagen ihr Erfolgsrezepte aus der Praxis vorstellten. Als Moderator mit dabei, SMO14-Geschäftsführer Uwe Baltner, der die Ergebnisse der Konferenz für einen sehr interessanten Blogbeitrag zusammenfasste.  

Sein Fazit: "Erfolg in Social Media wird durch emotionale Faktoren ebenso bedingt wie durch sorgfältige Planung. Verlage (und Unternehmen) brauchen Mut, Geduld und Leidenschaft. Ohne eine klare Vorstellung von Zielen und Zielgruppen und ohne Strategie werden aber auch Enthusiasten scheitern."

Mehr lesen: Expertenforum Social Media

Donnerstag, 21. Februar 2013

Ist das der Bauplan für Google? Epic 2015 revisited

Neulich wieder mal "Zurück in die Zukunft II" gesehen. Marty McFly reist ins Jahr 2015 wo ihn fliegende Autos und Skateboards erwarten. Wird wohl eher 2016...
Wie die Medienwelt im Jahr 2015 aussehen soll, das zeigt der Animationsfilm epic 2015. Unmittelbar nach der Veröffentlichung - also vor etwa acht Jahren - sorgten Robin Sloan und Matt Thompson auf allen Medienkongressen mit dem 8minütigen Streifen für Furore. Darin beschreiben sie dem Niedergang der klassischen Presse im Zeitalter von Google, Amazon, Internet und Social Media.

2004/2005 war das wahnsinnig visionär. 

Und heute? Nostradamus hätte seine wahre Freude. Schauen Sie selbst.



Zugegeben, die Dinge heißen anders. Der "wifipod" ist ein iphone geworden, statt "Friendster" wurde Facebook groß und auch die Fusion von Google und Amazon zu "Googlezon" hat nie stattgefunden.

Aber die Liste der korrekt vorhergesagten Entwicklungen verblüfft: 

  • iphone
  • Facebook
  • Twitter
  • Google News
  • Google Drive
  • Google plus
  • die Paywall der New York Times

Man könnte den Eindruck bekommen, dass epic bei Google als eine Art Bauplan benutzt wird.