Mittwoch, 27. Mai 2009

Miese Bezahlung für Journalisten?

Der Medienwirtschafts-Professor Robert G. Picard hat sich mit seiner These unter Journalisten sicher keine neuen Freunde gemacht: "Journalisten verdienen es, schlecht bezahlt zu werden.".

Er begründet seine Ansicht damit, dass der Nachrichtenjournalismus zu einem Massenprodukt ohne echte Wertschöpfung verkommen sei. Der klassische News-Journalismus, so der Gast-Professor in Oxford, habe sich überlebt.

In der Vergangenheit hätten Journalisten oftmals als einzige Zugang zu Nachrichtenquellen gehabt. Die Kosten für Vertrieb und Herstellung hätten die Zahl der News-Lieferanten beschränkt. „Heute kann jeder gewöhnliche Erwachsene Nachrichten beobachten und sammeln, deren Bedeutung gewichten, Töne, Bilder und Videos hinzufügen und diese Inhalte mit Leichtigkeit veröffentlichen und vertreiben. Und das alles wird größtenteils ohne jede Bezahlung gemacht“, so Robert G. Picard.

Einen Ausweg sieht Picard in der Spezialisierung und der Focussierung auf lokale Ereignisse. Auf diese Weise könnten Inhalte entstehen, die das Publikum nirgendwo anders findet. "Wenn Werte geschaffen werden sollen, dann dürfen Journalisten nicht länger in traditioneller Weise nacherzählen, was anderswo bereits berichtet wurde." Dann wäre es auch möglich, einen vernünftigen Preis für solche Inhalte zu erzielen und Journalisten wieder anständig zu bezahlen.

Contentbusiness meint: Wer jemals Online-Redakteure beim leidenschaftlichen Abschreiben oder Kopieren von Agenturmeldungen beobachtet hat, kann Picard kaum widersprechen. Zitat eines ungenannt bleibenden Online-Redakteurs: "Bei uns kann doch gar keiner eine Geschichte selbst schreiben."
Meedia.de

20.05.2009

New York Times ernennt ersten Social Media Editor

Jennifer Preston heißt die erste Social Media Redakteurin der New York Times. 25 Jahre arbeitet Preston bereits für die Times - als Reporterin, Redakteurin und sogar im Vertrieb. Jetzt gilt sie als erste Social Media Redakteurin der Welt.

Ist das wirklich neu? Oder hat die Times nur eine neuen Jobbezeichnung gefunden? Was macht ein Social Media Editor eigentlich?
Laut internem Memo der New York Times kümmert sie sich in Vollzeit darum, dass die Inhalte der NYT in Sozialen Medien erscheinen und (neue) Leser finden. "Viele Leute finden unsere Arbeit nicht, indem sie auf unsere Homepage kommen oder in die Zeitung schauen. Sondern über automatische Suchabfragen und Empfehlungen von Freunden und Kollegen", heißt es dazu in der Hausmitteilung. "Deshalb sollten wir lernen, wie wir diese Leute effektiv erreichen und gut bedienen."

Die Times ist sicher nicht die erste Redaktion, die diese Notwendigkeit erkannt hat. Auch gibt es auch in Deutschland längst Redaktionen, die mal mehr mal weniger virtuos derartige Plattformen bedienen - etwa Welt.de, Spiegel Online oder Der Westen.

Ihre wichtigere Aufgabe ist aber zweifellos der Knowhow-Transfer. Denn obwohl die Times längst in allen wichtigen Web 2.0-Kanälen aktiv ist, heißt das noch lange nicht, dass die über 1.000 Zeitungsredakteure im Haus, solche Kanäle richtig nutzen und sinnvoll anwenden können. Das soll Jenny Preston ofenbar ändern. Und weil sich Redakteure meist nur von Redakteuren etwas sagen lassen, trägt sie den Titel eines Social Media Editors.

Sinnvoll? Unbedingt. Nach meiner Erfahrung gehen viele Redakteure in deutschen Redaktionen eher hilflos mit neuen Medien um - wenn überhaupt. Geben Sie Ihre Hilflosigkeit zu? Meist nicht. So bleibt das Wort den Verweigerern aus der Das-haben-wir-noch-nie-so-gemacht-Fraktion, die Twitter, Digg & Co ohnehin für (bestenfalls) sinnlos halten.

Hier beginnt die Elendsspirale: Überproportional viele Verweigerer finden sich in redaktionellen Führungspositionen. Warum? Altersgründe einerseits - Berührungsängste andererseits. Die Chefredaktion hat keine Zeit oder keine Lust, etwas Neues zu lernen. Ressortleiter können sich deshalb nicht über neue Medien profilieren. Sofern andere Redaktionsmitglieder diese Kanäle überhaupt bespielen, dann meist ziemlich unkoordiniert.

Jenny Preston soll das bei der Times ändern. Ich drücke ihr ganz fest die Daumen.

Profitables Online-Publishing - geht das überhaupt?

Diese Frage stellen sich immer mehr Verlage und Redaktionen in Deutschland. Und einige kommen dabei über die Antwort "nein" nicht hinaus.

Ich halte dagegen: Es geht! Zwar nicht einfach - aber eine zunehmende Zahl an profitablen Online-Ablegern von deutschen und internationalen Zeitschriften beweist, dass es Wege geben muss.

Zugegeben, die besseren Renditen machen derzeit noch Angebote, die aus dem SEO-Umfeld stammen. Misterinfo.de beispielsweise . Ein Web-Lexikon, gemacht als Umfeld für Google Adsense-Anzeigen. Schlampig geschriebene Texte, halbseidene Informationen, (manche davon sogar korrekt) und exzellente Suchmaschinenoptimierung plus prominente Werbeeinbindungen.

So geht es auch! So sehen die neuen Wettbewerber der klassischen Verlage aus. Hier werden derzeit die Margen verdient, die jahrzehntelang den Print-Verlagen vorbehalten werden. Umsatzrendite größer 30 %? Wahrscheinlich kein Problem für Misterinfo.

Müssen die Verlage künftig alle so arbeiten? Nein!
Aber es gibt einige Dinge, die jeder Verlag für seine Onlineprodukte von Misterinfo lernen kann:

1.) Haltbare Inhalte lassen sich lange vermarkten. Zeitlose Kompendien, Lexika, Wikis, Glossare machen sich dazu auf jeder Website gut.

2.) Nutzwertige Inhalte lassen sich meist monetarisieren. In der Regel steckt hinter jedem Ratgeber eine Frage zu Produkten, Diensten, sonstigen kommerziellen Angeboten. Oft ist ein kommerzielles Angebot sogar die einzige Lösung für ein Problem. Kein Wunder, dass Adsense & Co in seolchen Umfeldern besonders gut funktionieren.

3.) Spezifische Inhalte sind besser als unspezifische. Jede Seite bei Misterinfo bespricht einen isolierten Aspekt eines Themas. Nach solchen Dingen wird gesucht. Eine einzelne Seite dazu ist ein Suchtreffer. So kommen Menschen auf die Seite, die sich ernsthaft für den angebotenen (gesuchten) Inhalt interessieren.